Der dritte Fehler im Stress hat was mit unserem inneren Kritiker zu tun. Ich nenne ihn auch den Stress-Teufel.
Du kennst bestimmt das Bild von Engelchen und Teufelchen, die auf den beiden Schultern von uns sitzen? Für mich symbolisieren die beiden das Pro und Contra unserer inneren Stimme. Und bei den meisten von uns ist der Teufel leider viel fetter als der Engel. Unsere innere Stimme ist das, was wir uns im Kopf jeden Tag selber sagen. Je fetter der Teufel, desto größer unser Stress.
Dabei ist unsere innere Stimme eigentlich oftmals gar nicht die eigene innere Stimme. Meist ist sie nämlich nichts anderes als das, was wir als Kind von den Stimmen derer übernommen haben, die um uns herum waren: unsere Eltern, Großeltern und Lehrer. In den wenigsten Fällen waren diese Stimmen um uns herum positiv. Die Eltern hatten ihre Regeln und Sorgen und sie haben sie auf uns Kinder übertragen. Wie oft haben uns um Vorsicht gebeten und vor Gefahren gewarnt anstatt uns zu loben und zu ermutigen? Jeder kennt die Sätze: Sei vorsichtig! Nicht schon wieder! Hast du heute schon genug gelernt? Bist Du auch dick genug angezogen? Ich mache mir Sorgen, dass Dir ncihts passiert! Bist Du sicher, dass Du das schon kannst? Das kannst du noch nicht. Das ist gefährlich.
Und später dann mein absoluter Lieblingssatz: Was willst Du eigentlich mal werden?
(Äh wieso? Bin ich jetzt nichts? Oh das wusste ich ja noch gar nicht... ;o( Merkst Du was… wir sind - sicherlich in bester und liebevoller Absicht - falsch programmiert worden. Auf Sicherheit und auf Gefahr anstatt auf Freude, Freiheit und Zutrauen.
Und jetzt? Unser Gehirn hört inzwischen uns zu. Ein Glück. Und es glaubt jetzt, was wir uns jeden Tag selber sagen.
Wenn wir negativ mir uns reden, wittert unser Gehirn Gefahr und veranlasst die Produktion des Stresscocktails … und ab geht die wilde Fahrt (s. Folge 1). Bestehende Glaubenssätze werden also entweder vertieft und immer fester verankert oder mit etwas Ausdauer und Disziplin durch neue ersetzt. Ja, das geht! Denn zum Glück ist unser Gehirn wie ein Muskel trainierbar. Die Wissenschaft bezeichnet diesen Effekt als Neuroplastizität.
Ich möchte Dir zwei Werkzeuge vorstellen, die helfen, jedoch etwas Zeit und Ausdauer benötigen:
Die erste Gegenmaßnahme ist, gut mit uns selbst zu reden.
Wenn wir uns regelmäßig sagen, dass und warum wir großartig sind, was wir besonders gut können, warum wir tolle Menschen sind und dass wir an den Herausforderungen wachsen werden, dann denkt sich unser Gehirn: Ach so...na klar … wir sind ja wer … alles gut.
Die Folge: Positive Chemie im Kopf. Vor allem Dopamin und Serotonin – wahre Glückshormone. Und mit ihnen steigen unsere Laune, über die Zeit unser Selbstvertrauen und unsere Stress-Resilienz.
Um gut mit uns reden zu lernen empfehle ich, schreibe Dir über ein paar Tage hinweg einfach auf, was Dir an Dir gefällt, was Du gut findest an Dir. Und das liest Du Dir dann jeden Tag 3x vor. Oder Du sprichst es in Dein Handy und hörst es Dir regelmäßig an. Es ist wirklich faszinierend: Das Hirn hört zu und beginnt die alten Glaubenssätze durch die neuen zu erstehen.
Das Zweite Werkzeug
nenne ich "Flip-the-Coin".
Alles im Leben hat – wie eine Münze – zwei Seiten. Ohne das Eine können wir das Andere gar nicht wahrnehmen. Ohne kalt kein heiß. Ohne oben kein unten. Ohne schön kein hässlich. Ohne krank kein gesund. Richten wir unseren Fokus auf die schöne Seite, das Positive, dann füttern wir unseren Glücks-Engel auf der Schulter. Das meine ich mit Flipping-The-Coin.
Den negativen Fokus durch einen positiven ersetzen
Beobachte Dich selbst und beobachtet auch mal andere. Wie viele Menschen haben gerade in diesen Zeiten einen negativen Fokus. Corona ist da nochmal ein unglaublicher Verstärker. Ganz viele Menschen setzen den Fokus auf die schlechten Nachrichten und die Probleme, selbst wenn sie selbst gar nicht wirklich betroffen sind. Sie beklagen, dass sie ihre Freunde nicht treffen und nicht rausgehen können, nur noch arbeiten. Jetzt keine Familienfeste mehr zu Weihnachten, kein Böllern zu Sylvester. Menno... Sie Meckern. Nörgeln. Motzen. Gepaart mit einer gehörigen Portion Egoismus erzeugt diese Haltung Stress vom Feinsten.
Versuchen wir doch mal die Positiv-Version. Hier einige Beispiele: Ich kann endlich mal entspannt zu Hause kochen. Ich kann für meine Familie da sein. Ich kann mich und/oder meinen Partner so richtig verwöhnen.m Ich kann mit Freunden ja mal eine online-Weinprobe machen. Ich habe endlich Zeit, einfach mal Musik zu hören, ein Buch zu lesen. Ich kann mit etwas anfangen, das ich schon immer mal machen wollte. ICh kann Dinge aufarbeiten, die liegen geblieben sind. Oder ich kann ja einfach mal andere Menschen anrufen, und Ihnen etwas Nettes sagen. Merkst Du was? Es gibt immer - wirklich immer - eine gute Seite der Dinge. Wir müssen nur danach gucken. Flip-the-Coin. Die Münze umdrehen.
Schönreden - auch das hilft ;o)
Ja, ich höre jetzt schon die Kritiker, die sagen: klar - ich kann mir auch alles schönreden. Darum geht es nicht. Aber es geht darum, dass wir aufhören mit uns negativ zu reden und immer nur das schlechte zu sehen. Wir haben nichts davon. Es macht uns letzlich krank - und die Situation verändert sich dadurch erst recht nicht.
Und außerdem würde ich noch immer behaupten: Wenn ich mir etwas wenigsten schönreden kann, warum sollte ich es nicht tun. Wenn ich es schlecht rede, ändert es sich ja nicht, ich habe aber zusätzlich noch schlechte Laune. Ich finde, das ist ein schlechter Deal.
Also setze den Fokus auf das Positive und rede gut mir Dir. Füttere Deinen Glücks-Engel auf der Schulter und setze den Stress-Teufel auf Diät. Weil Du es verdient hast.
Schreibe mir gerne Deine Erfahrungen mit den Werkzeugen. Ich bin schon jetzt neugierig, was sich bei Dir zum Positiven verändert. Und wenn Du mehr über aktives Stress-Management wissen, weitere Tools kennenlernen oder Deinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen etwas gutes tun möchtest, melde Dich bitte
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